Nichts ist wie immer – auch am Vatertag in der Rockfabrik nicht. Mit „Crumble Cake“ hatten Holger Kim und sein engagiertes Team eine Band eingeladen, die mit Blues und Rock den feierwilligen Vätern sicherlich einen geselligen Abend beschert hätte. Und so gegen 21.30 Uhr traten die fünf Jungs im besten Musikeralter auch auf die Bühne. Die Instrumente waren gestimmt. Die Leuchtschrift „Rockfabrik“ und die Scheinwerfer rund um die Bühne sorgten für Konzertatmosphäre. Selbst die Nebelmaschine setzte ein, als Sänger Matthias Gätje zum Mikro griff und den ersten Song anstimmte. Covermusik von Mountain, Rory Gallagher, Cream und Black Sabbath sowie Selbstgemachtes, fifty-fifty im Programm, machen das Repertoire der Band aus dem Bonner Raum aus.  Alles andere als normal gestaltete sich allerdings das Geschehen vor der Bühne. Man musste sich schon ein wenig Sorgen machen, um das seelische Gleichgewicht von Matthias Gätje, ein begnadeter Songschreiber und Textemerker wie sein Kollege, Drummer Berthold Meyer, verriet, denn so sehr er sich auch mühte, die Arme hochriss und über die Bühne tanzte, der Funke ins Publikum sprang nicht über. Ging ja auch gar nicht, denn das Publikum saß zu Hause vor der Röhre. Der große Saal der Rockfabrik, wo sich sonst hunderte Menschen dicht drängen, war bis auf die besseren Hälften der Bandmitglieder und die Crew der Rockfabrik leergefegt. Gut beschäftigt waren die Techniker an Mischpult und PC, die dafür sorgten, dass der Sound live gestreamt die Freunde der Rockfabrik auch in Zeiten von Corona erreichte. „Dieser Abend lebt vom Herzblut der Menschen, die sich hier engagieren“, sagt Andreas Blaurock, Prozessmanager der Rockfabrik. Gemeinsam mit Holger Kim, Gesellschafter und Leiter der Eventabteilung der traditionsreichen Rockfabrik, saß Blaurock an diesem denkwürdigen Vatertagsabend auf dem Sofa, das in einer Ecke des Saals aufgebaut war. Kim und Blaurock agieren auf dem Sofa auf einem ihnen eher fremden Betätigungsfeld. Sie treten für die Gäste des Livestreams „Sofa Rocker“ als Talkmaster auf. „Achtung“, ruft Holger Kim, ins Dunkel der Rockfabrik, „noch 20 Sekunden, noch 10 Sekunden, seid bitte etwas ruhig – Aufnahme.“ Und dann plaudern die beiden Talkmeister locker drauf los, als hätte sie nie was anderes gemacht. Andreas Blaurock gibt zu, dass er bevor das neue Format der Rockfabrik auf Sendung ging, schon in die ein oder andere Talkshow reingeschaut hat, um mal zu sehen, wie das lockere Talken denn so funktioniert. Erst reden die beiden alleine auf der Bühne, laden ihre Zuschauer ein, sich zu beteiligen, Musikwünsche zu äußern, zu chatten oder auch gerne ein paar Euros zu spenden. Dann bitten sie Christian in die Sofaecke. Christian hat im privaten Umfeld 1000 Euro gesammelt, die helfen sollen, die Rockfabrik durch die Krise zu bringen. Im September 2019 hatte Holger Kim als Gesellschafter die Übach-Palenberger Rockfabrik übernommen, nachdem er dort schon seit 1994 tätig gewesen war. Ein halbes Jahr lang, mit einer tollen Karnevalszeit, hatte er mit seinem Team den Neustart der Rockfabrik angekurbelt mit Disco und Liveevents. Aschermittwoch war Schluss mit lustig, Corona schloss auch die Tore der Eventlocation. Mit dem neuen Format „Sofa Rocker“, das bis auf den Vatertag samstagsabends über Twitch gesendet wird, will die Kernmannschaft, zum kompletten Team gehören 50 Mitarbeiter, ein Format mit Mehrwert durchaus über Corona hinaus etablieren. Der Mehrwert liegt bei den „Sofa Rockern“ unter anderem darin, dass die Zuschauer mehr über die Band des Abends erfahren, als bei einem gewöhnlichen Konzertabend. Eigentlich war der Talk mit den Musikern der Band „Streuselkuchen“ auf ein halbes Stündchen angelegt gewesen; doch es ergaben sich so interessante Themen, dass die Talkshow ein wenig überzog. „Auch ich habe irgendwo einen MP-3-Player – also irgendwo bestimmt“, meinte Sänger Matthias Gätje. Als bekennender Vinylkäufer kann er einem Streaming-Abo wenig abgewinnen. Andreas Blaurock laut T-Shirt Fan der nicht mehr ganz taufrischen britischen Rockband Muse hingegen brach durchaus eine Lanze für die unendlichen Auswahlmöglichkeiten, die Streaming-Dienste anbieten.  Wer den Talk vor dem Konzertpart mit verfolgte, kannte also die Jungs schon ein wenig, die keine Rockstars mehr werden wollen, aber dennoch leidenschaftlich gemeinsam Rock und Blues spielen. Holger Kim: „Wir wollen den Leuten zeigen, wie wichtig es ist, Kultur zu erleben, auch in Zeiten von Corona.“ Derzeit, so Kim, könne niemand sagen, wann wieder ein normaler Discobetrieb möglich sein wird. Zwar habe auch die Rockfabrik von den aktuellen Förderprogrammen profitiert, doch angesichts der ungewissen Zukunft, fordere seine Branche dringend ein Soforthilfepaket II. Derzeit arbeitet die Rockfabrik in enger Absprache mit der Stadt Übach-Palenberg an alternativen Angeboten. So ist eine Art „Beachclub“ auf dem Gelände angedacht, das auch Familien unter entsprechenden Hygieneauflagen eine Freizeitmöglichkeit bieten soll. Openair- oder auch Hallenveranstaltungen bis zu 100 Personen könnte die Stadt mit den entsprechenden  Auflagen genehmigen. Auch wenn das neue Format „Sofa Rocker“ deutlich macht, wie wichtig die Institution Rockfabrik den Besuchern, die derzeit zu Hause bleiben müssen, ist, muss irgendwann wieder Geld verdient werden, um die Fabrik am Leben zu halten.

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15.2.2020 – 20:00 Uhr „Em Höttche“ Brühl, Bahnhofstraße 6-8

 

17.1.2020 Rockfabrik Übach-Palenberg

Borsigstraße 7, 52531 Übach-Palenberg

 

Wir sehen uns 2020

Auftritt 17.1.2020 Rockfabrik Übach-Palenberg

Auftritt 15.2.2020 – 20:30 Uhr „Em Höttche“ Brühl, Bahnhofstraße

Eure Krümel

Tournee nach Borkum
Samstag,4.7.2020 Hafenfest auf der Reede 
Sonntag,5.7.2020 Dünenbudje Borkum

Auftritt 24.05.2019  Rheinklang669    „Em Höttche“ in Wesseling-Urfeld